Viele haben es sich sehnlichst gewünscht, manche durften es nur unter der Hand, in einigen Unternehmen gab es streng festgelegte Regeln dazu, einige haben es gar wieder abgeschafft und verboten: Das Homeoffice. Jetzt ist es da: mittlerweile arbeitet fast jeder 2. im Homeoffice. Doch ganz langsam wird auch denen, die eine Homeoffice-Regelung in ihrem Unternehmen sehnlichst herbeigewünscht haben klar: Homeoffice ist nichts für Schwächlinge. Den ganzen Tag zuhause arbeiten, ohne persönlichen Kontakt zu Kollegen, vollkommen isoliert. Nicht ganz, denn der Partner oder Partnerin arbeitet vielleicht auch von zuhause, muss aufs wlan zugreifen, besetzt den einzigen Schreibtisch im Haus. Gleichzeitig machen die Kinder Homeschooling, brauchen Internet-Zugang für den Klassenchat, belegen den Drucker um Arbeitsblätter auszudrucken. Und was gibt es eigentlich zum Mittagessen? Die Nerven liegen blank. Keine einfachen Zeiten in jeglicher Hinsicht, auch für die Seele.
Die unsichtbare Gefahr
Hinzu kommt die Angst vor dem Virus, eine unsichtbare Gefahr, die wir nicht einschätzen können. Wir wissen nicht, wie lange dieser Ausnahmezustand anhalten wird, noch was er aus unserer Gesellschaft machen wird. Wird alles wieder „normal“ werden, wird sich einiges in unserer Gesellschaft gar zum Positiven verändern? Oder werden wir in einem Jahr Zustände haben, die an eine Horrorserie auf Netflix erinnern?All diese Faktoren und Ängste belasten unsere Psyche und führen zu Stress.
Wir waschen uns zwar ständig die Hände, Desinfektionsmittel ist überall ausverkauft, achten genau auf den Sicherheitsabstand zu anderen Personen. Aber was tun wir für unsere Psychohygiene in Zeiten von Corona? Die ist nämlich mindestens genauso gefährdet durch diese Dauerbelastung. Der Dauerstress greift auch unser Immunsystem an und das brauchen wir momentan ganz besonders.
Was können wir also tun um unsere Psychohygiene aufrecht zu erhalten?
7 Tipps für die Psychohygiene im in Zeiten von Corona:
1. Dem Tag eine Struktur geben
Sie arbeiten im Homeoffice? Geben sie ihrem Tag eine Struktur. Denn Struktur und Routine geben Sicherheit, die wir gerade in der Welt da draußen so schmerzlich vermissen. Dazu gehört morgens zur gleichen Zeit aufstehen, regelmässige Mahlzeiten, gute Pausen, Zeit für Arbeit, Homeschooling, Haushalt, Sport und Medienkonsum festlegen.
2. Soziale Kontakte pflegen
Wie soll das denn gehen? Wir sollen doch alle sozialen Kontakte reduzieren? Social Distancing ist das Gebot der Stunde. Das stimmt, wir sollen körperlich Abstand halten. Es gibt aber heute viele andere Wege Kontakt und auch Nähe herzustellen. Rufen sie mindestens 1x am Tag einen lieben Menschen an. Oder verabreden sie sich zu einem virtuellen Stammtisch: Facetime, Skype, Zoom, Teams machen es möglich.
3. Auf Nachrichten verzichten
Oder den Nachrichtenkonsum reduzieren. Suchen sie sich gezielt Nachrichtenquellen aus denen sie vertrauen, z.B. dem Robert Koch Institut. Informieren sie sich nur gezielt zu bestimmten Zeiten. Wir werden im Moment überhäuft von Nachrichten, Hiobsbotschaften, Fake News und Gerüchten. Wählen sie ihre Quellen bedacht und schränken sie diese ein. Und konsumieren sie keine Nachrichten mehr vor dem Schlafengehen!
4. Im Wald baden
Spazieren sie aufmerksam durch den Wald und schärfen sie dabei ihre Sinne. Versuchen sie es mit dieser Achtsamkeitsübung:
- Was hören sie: Achten sie zunächst nur auf das, was sie hören können: das Vogelzwitschern, das Knistern des Waldbodens unter ihren Schuhsohlen, das Blätterrascheln (5 Minuten)
- Was fühlen sie: Ertasten sie den Wald: wie fühlen sich die Blätter und Baumrinden an? Ist der Boden hart und trocken oder matschig und weich? (5 Minuten)
- Was riechen sie: Können sie den Duft des Waldes riechen? Woran erinnert sie dieser Duft? (5 Minuten)
- Was sehen sie: Nehmen sie achtsam wahr, was sie sehen: Bäume, Himmel, Steine, Käfer oder einen Ameisenhaufen ? (5 Minuten)
5. Etwas Neues lernen
Beschäftigen sie sich mit einem Thema, das sie schon immer interessiert hat und lerne dazu. Lesen sie ein Buch, melden sie sich zu einem Online-Kurs an und erweitern sie ihren Geist. Es gibt tolle Seiten, auf denen man kostenlose Online Kurse machen kann. Z.B. http://www.edx.org. Hier finden sie u.a. Kurse vom MIT oder der Harvard-University zu vielen verschiedenen Themen.
6. Ordnung schaffen
Die Angst vor Corona hat viel mit der Angst vor Kontrollverlust zu tun. Eine unsichtbare Gefahr bedroht uns, die wir nicht kontrollieren können. Aufräumen, Ordnen und Ausmisten stärkt das Gefühl die Dinge wieder unter Kontrolle zu haben und das Gefühl der Selbstwirksamkeit.
7. Dankbar sein
Die Wissenschaftler Robert Emmons und Michael McCoullough fanden 2003 in einer Forschungsarbeit heraus, welchen positiven Effekt Dankbarkeit auf das Gemüt hat. Schreibt man sich täglich nur drei positive Dinge auf, dann hat das schon nach zwei Wochen einen großen Effekt auf das Wohlbefinden. Die Probanden der Studie fühlten sich signifikant besser. Körperliche Symptome wie Schmerzen oder Verspannungen waren weniger geworden und der Schlaf hatte sich verbessert. Sogar die Fitness war gestiegen und die Probanden trieben mehr Sport als vorher. Mittlerweile wurde der Effekt von Dankbarkeit auch in weiteren Studien bewiesen. Die Forschung geht heute davon aus, dass Dankbarkeit das Glücksempfinden um bis zu 25 Prozent steigern kann. Auch in diesen schwierigen Zeiten gibt es soviel, für das wir dankbar sein können, Gesundheit, gemeinsame Zeit mit der Familie, die Hilfsbereitschaft anderer Menschen.