6 Tipps zu Führen im Homeoffice

In der Corona-Krise arbeitet jeder zweite momentan von zuhause aus. Was bedeutet das für den Chef, wenn plötzlich keiner mehr im Büro ist und wie funktioniert Führen im Homeoffice? Das Coronavirus stellt uns alle vor große Herausforderungen. Die Wirtschaft ist fast lahmgelegt, das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen. Soziale Kontakte sind auf ein Minimum reduziert. Menschen haben Angst um ihre Existenz. Die Kinder werden nicht betreut und müssen von zu Hause aus beschult werden. All das bedeutet eine enorme psychische Belastung für den Einzelnen. Hinzu kommt die für viele neue Situation, sich im Homeoffice organisieren zu müssen.

Führen im Homeoffice – jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen

In solch einer Krise eine gute Führungskraft zu sein, ist anspruchsvoll und gehört zur Königsdisziplin der Führung. Wie Führung in komplexen Situationen geht, habe ich bereits in meinen beiden Blogartikeln „Führen in einer komplexen Welt“ und „7 Praxistipps – Führen in einer komplexen Welt – II“ beschrieben.

Corona als Beschleuniger für agile Führung

Eigentlich ist es ganz einfach: das Führungsverhalten, was immer schon gute Führungskräfte ausgemacht hat, bekommt in schwierigen Situationen noch mehr Relevanz. Gerade trennt sich die Spreu vom Weizen. Fehlerhafte Führung wird in der jetzigen Situation heraus noch schneller sichtbar. Führungskräfte, die jetzt weiter über Macht und Kontrolle führen, ihren Mitarbeitern nicht vertrauen, kein Feedback geben und nicht kommunizieren, werden jetzt abgestraft. Eine Führung, die ihre Mitarbeiter bisher auch schon zur Selbstorganisation angeregt hat, als Vorbild agiert, vertraut und gute Rahmenbedingungen schafft, wird auch und erst recht aus dem Homeoffice heraus erfolgreich Führen können. Damit ist die Corona-Krise nicht nur ein Beschleuniger für die Digitalisierung, sondern auch für agile Führung.

6 Tipps für Führen im Homeoffice in Zeiten von Corona

Was ist die Hauptaufgabe einer Führungskraft die Mitarbeiter im Homeoffice führt? Kommunikation. Hier sind 6 Tipps für das Führen im Homeoffice in Zeiten von Corona:

1. Zeigen sie Empathie und Vertrauen

Ein Geschäftsführer berichtete mir die Tage im Online-Coaching, dass es in seinem Bereich einen Mitarbeiter gäbe, der sehr große Angst vor Ansteckung habe. Seine Frau sei hochschwanger. Die direkte Führungskraft hatte ein Schichtsystem eingeführt: eine Woche war ein Teil des Teams im Büro anwesend, in der anderen Woche der andere Teil des Teams. Die direkte Führungskraft wollte auch diesem Mitarbeiter nicht gewähren, komplett aus dem Homeoffice zu arbeiten. Der Mitarbeiter war sehr frustriert. Er hatte das Gefühl, sein Chef vertraue ihm nicht und fühlte sich mit seinen Ängsten bei seinem Chef nicht aufgehoben. Als Chef brauchen sie jetzt Einfühlungsvermögen. Zeigen sie ihren Mitarbeitern, dass sie ihre Ängste verstehen können und vertrauen sie ihnen.

2. Seien sie kreativ und flexibel

Unternehmen, die schon vor einer Weile Regelungen zum Thema Homeoffice eingeführt haben, sind jetzt klar im Vorteil. Sie sind sowohl organisatorisch, als auch technisch auf die aktuelle Situation vorbereitet. Wie aber gehe ich als Führungskraft damit um, wenn mein Unternehmen bisher kein Homeoffice Lösungen hatte? Hier hilft nur Kreativität. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, private Devices und Geräte zu nutzen oder ist es möglich, in dieser Ausnahmesituation auch Whatsapp für die Kommunikation zu nutzen? Wie flexibel sind sie als Chef in der Arbeitszeitgestaltung? Wenn sie Mitarbeiter haben, die vormittags ihre Kinder im Homeschooling betreuen müssen, lassen sie diese ihre Arbeitszeit frei gestalten. In vielen Bereichen ist es egal, ob ihre Mitarbeiter ihre Arbeit tagsüber oder abends erledigen, wenn die Kinder schlafen.

3. Schaffen sie Nähe und Teamspirit im Homeoffice

Wenn jeder so alleine im Homeoffice vor sich hinarbeitet, verliert man schnell das Gefühl füreinander. Der Plausch am Kaffeeautomaten oder in der Mittagspause fällt weg. Gerade diese informelle Kommunikation gibt Orientierung und schafft Nähe. Ermutigen sie ihre Mitarbeiter auch in diesen Zeiten zum persönlichen Austausch. Seien sie auch hier Vorbild und interessieren sich für ihren Mitarbeiter als Mensch: Wie geht es dir, wie kommst du zurecht? Was macht die Familie? Verabreden sie einen täglichen Esspresso-Call nach der Mittagspause Der ist freiwillig und dient nur dazu gemeinsam einen Espresso zu trinken.  Oder wie wäre es mit einem kurzen täglichen Feierabendcall, um gemeinsam den Feierabend einzuleuten?

4. Schaffen sie klare Regeln und informieren sie schnell

Die Mitarbeiter sind verunsichert welche Regeln im Moment gelten. Sie erwarten klare Aussagen zu Homeoffice-Regelungen, zur Anwesenheitspflicht (oder –recht) im Büro, Krankmeldung oder Lohnfortzahlung. Die Rahmenbedingungen ändern sich schnell. Teilweise kommuniziert die Regierung Regeln und Verordnungen, die ab dem nächsten Tag Gültigkeit haben. Hier erwarten die Mitarbeiter eine schnelle Information dazu wie es weitergehen soll. Vereinbaren sie mit ihren Mitarbeitern wie kommuniziert werden soll. Wie schnell soll auf eine Email reagiert werden? Über welchen Kanal wollen sie als Führungskraft im Homeoffice bevorzugt kontaktiert werden?  Wann und wie oft finden Einzelgespräche mit dem Chef statt? Auch die Pausenzeiten und Grenzen der Ansprechbarkeit sollten geklärt werden. Wer macht wann Pause und wer ist wann ansprechbar, wann nicht? Vereinbaren sie klare Spielregeln mit ihrem Team.

5. Planen sie die Kommunikation

Kommunikation kann jetzt nicht mehr einfach so über den Schreibtisch stattfinden. Gleichzeitig ist der Bedarf nach Austausch und Feedback gerade in unsicheren Situationen besonders hoch. Kommunikation muss nun geplant werden. Es müssen Abläufe und Prozesse besprochen werden. Gleichzeitig geht es darum, das Teamgefühl aufrecht zu erhalten. Aufgabe der Führungskraft ist es nun, das Gemeinschaftsgefühl auch über die Distanz hinweg zu stärken. Dies geht nur über eine klare Regelkommunikation.

Kreative Meetingideen

Führen sie den „Daily Huddle“ ein. Ein „Huddle“ ist ein wirrer Haufen. Der Begriff kommt aus dem American Football. Im Football stecken die Spieler kurz die Köpfe zusammen und spielen danach weiter. Im Homeoffice können sie den Daily Huddle zur täglichen Abstimmung nutzen: 15 Minuten Video- oder Telefonkonferenz am Morgen zum gemeinsamen Start in den Tag. Jeder beantwortet knapp die Fragen: Wie geht es mir? Was steht an für heute? Was fehlt mir, um mein Ziel heute zu erreichen? Wo brauche ich Hilfe? Das schafft Transparenz, Klarheit und Gemeinschaftsgefühl.

6. Reflektieren sie ihr Verhalten

Nehmen sie sich Zeit zur Selbstreflexion. Gerade in Krisensituationen können unsere Schattenseiten zutage kommen: Kontrollzwang, Misstrauen, Zynismus, Unsicherheit. Hinterfragen sie ihr Verhalten. Welche Führungskraft sind sie in Zeiten der Krise? Welche Führungskraft entscheiden sie sich zu sein? Was brauchen sie jetzt um als Führungskraft um gut führen zu können? Nur wenn sie auch für sich sorgen, können erfolgreich aus dem Homeoffice führen.

Produktiv im Homeoffice

Das Arbeiten im Homeoffice ist nicht jedermanns Sache. Achten sie auf ihre Selbststeuerung und ihr Zeitmanagement. Coachen sie Mitarbeiter, die Schwierigkeiten haben, produktiv im Homeoffice zu arbeiten. Im Web gibt hervorragende Tipps zum produktiven Arbeiten im Homeoffice. Das Online-Magazin t3n hat einen kostenlosen Corona-Homeoffice-Guide mit wertvollen Tipps veröffentlicht. Hier geht es zum t3n Corona-Homeoffice-Guide.

 

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